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  Leseprobe
 

MINA

Die Schattenwelt

 

 

 

 

 

 

 

 

11.02.2009

 

 

Autorin

Christin Borgert

 

 

Wir waren gerade gelandet und nun auf dem Weg in unser Hotel. Es ist eine kleine Insel vor der Küste von Japan ihr Name ist  Shikoku und wir wollten dort nach Matsuyama. Meine Eltern sind vor vier Jahren an der Pest gestorben und in Europa gab es nun kein Leben mehr.

Die Regierungen sagten und das sie das wieder in den Griff bekommen würden, aber das war wohl ein Irrtum. Am besten ist es wohl, wenn ich euch die Geschichte von Anfang an erzähle, da eure Welt noch wesentlich primitiver ist.

 

Ich habe heute Geburtstag und bin 19 Jahre alt geworden. Vielleicht sollte ich mich euch erst einmal vorstellen. Ich heiße Mina. Ich bin in letzter Zeit ziemlich einsam. Die Welt die ihr kennt existiert nicht mehr. Es wäre wohl untertrieben, wenn ich behaupte, dass es Ähnlichkeiten oder zu mindestens Parallelen gibt, aber so ist es leider nicht. Es ist eine fremde  Welt, selbst für mich. Jeden morgen wache ich auf, stehe auf, will zum Fenster raus sehen und entdecke wieder einmal die Bretter die vor dem Fenster sind.

Mein Vater hat sie ran gemacht, kurz nachdem die Nachbarn einfach nicht mehr dieselben waren. Heute Morgen ist es fast nicht anders, nur einen kleinen Lichtblick gibt es. Heute ist mein Geburtstag. Es ist eigentlich ein ganz normaler Tag. Meine Mutter hat mir meinen Lieblingskuchen gemacht. Na ja sie hat es jedenfalls versucht. Er ist nicht das was er vor Jahren mal war, aber ich konnte ein Lächeln aufbringen und meiner Mutter tat es sicher auch mal ganz gut nicht immer nur an das Schlechte in der Welt zu denken. Mein Vater kommt in wenigen Minuten von der Arbeit. Er ist Biologe.

Seine Lieblingsaufgabe zurzeit ist es diesen Planeten zu retten, wie er selbst immer sagt. Nur ich selbst denke, dass es das Selbe wäre, wie wenn man versucht einem Blinden das Sehen beizubringen. Sinnlos. Manchmal frage ich mich, ob er das vielleicht einfach nur macht um überhaupt irgendetwas zu tun. Er ist jeden Tag etwas später zu Hause, weil die Regierung jeden kontrollieren lässt der in die Innenstadt will. Das muss so sein, denn in der letzten Zeit hat sich sehr viel verändert. Alle Staaten der Europäischen Union haben sich zusammengeschlossen zu einer großen Weltmacht.
Es gibt nur noch eine große Regierung aus allen Staaten vereint. Das ganz geschah kurz nach dem Dritten Weltkrieg um sich vor den Vereinigten Staaten und Russland zu schützen. Jeder hat es gewusst das das passieren würde, aber niemand hat je damit gerechnet das es wirklich passieren würde. Es ist eine schwere Zeit gewesen. Niemand von uns möchte freiwillig darüber nach denken und gesprochen wird darüber auch nicht. Jedesmal wenn wir in der Schule danach gefragt haben, gab es für uns immer dieselbe Antwort. Wir können daran eh nichts ändern und es wird sich sicher bald alles legen. Wir sollen uns doch gefälligst keine Sorgen darüber machen und uns auf die Prüfungen konzentrieren. Später dann kamen von Tag zu Tag weniger Schüler zur Schule. Dann blieben Einiger Lehrer weg und dann war es plötzlich still.

Niemand darf sein Haus mehr verlassen. Niemand wollte sein Haus verlassen, Wir arbeiten mit anderen Ländern nun zusammen am wiederaufbau von Europa. Das Problem ist nur das wir dazu viele Arbeiter aus der Dritten Welt geholt haben, die inzwischen wieder in Kolonien aufgeteilt wurden. Nach dem Krieg brauchten alle Länder billige Arbeitskräfte. Durch die Zerstörung durch den Krieg in denen Teile von der Türkei über Teile von Italien und Frankreich unbewohnbar geworden sind, ist die Einwohnerzahl in Deutschland auf ein dreifaches gestiegen und sämtliche Marktwirtschaft zerstört. Viele Menschen haben keine Heimat mehr und viele haben bereits die Pest. Nein nicht verlesen, ich meine die Pest.

Eine Krankheit die eigentlich ausgestorben schien. Doch die gesamte Infrastruktur ist zerstört. Die gesamte Kanalisation ein riesen Krater und auch sonst ist alles zerstört. Hygiene ist ein Fremdwort für viele Bereiche der Welt geworden.
Es kommt einen vor wie im Mittelalter. Nur um das dreifache Schlimmer. Das Trinkwasser ist schon längst nicht mehr trinkbar. Lebensmittel sind nun ein Luxusgut. Aus diesen Gründen müssen alle kontrolliert werden damit die Pest nicht auch noch den nördlichen Teil Europas befällt. Die Regierung ist der Meinung dass sich das wohl wieder einpendeln wird, so wie nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg auch, aber ich sehe täglich nur noch Zahlen von Toten an den Wänden der Stadt. Aber dazu werdet ihr noch genug erfahren. Mein Vater ist gerade gekommen. Jeden Tag, wenn er wieder etwas später kommt, aufgrund der Kontrollen, bekommen meine Mutter und ich furchtbare Angst. Wenn wir dann den Schlüssel im Schloss hören, können wir den Tag erst ertragen. Meine Mutter tut immer sehr stark und erzählt mir täglich, das wir es ja eigentlich noch richtig gut haben und glücklich sein können das wir ja schließlich noch uns haben. Doch wenn sie dann meinem Vater in die Arme fällt und weint, dann weiß ich, das sie das nur sagt um sich selbst Mut zu machen und dann sehe ich das sie selbst ein sehr zerbrechlicher Mensch ist.
Ist eigentlich schon komisch, sie ist meine Mutter, aber ich habe eher das Gefühl das ich auf sie aufpassen muss. Nachdem wir den Kuchen gegessen haben und mein Vater uns erzählt hatte wie es gerade draußen war, ging ich hoch in mein Zimmer. Ich wollte und konnte das ganze einfach nicht mehr hören. Immer das Selbe. Er hatte nichts Neues entdecken können. Die Regierung war zu engstirnig und wollte ihn und seine Partner auf keinster Weise unterstützen und streitet immer noch ab das es sich weiter ausbreitet. Ich lag also auf meinem Bett und beobachtete Hazel, meine Zwergdrossel.

Mein Vater hatte sie mir vor vier  Jahren von einer Expedition aus Kanada mitgebracht. Sie ist ziemlich witzig und macht mir die Tage etwas erträglicher.

 

Doch das sollte sich bereits am nächsten Tag ändern. Denn heute hat die Regierung alle Häuser durchsucht. Die Pest ist wohl durchgebrochen. Unsere neuen Nachbarn packen bereits ihre Sachen um das Land zu verlassen. Ich weiß gar nicht was los ist. Meine Eltern fahren nächsten Monat mit mir zu meinen Großeltern. Die wohnen in Ribe mit meiner Tante und meinem Onkel zusammen. Ich hoffe dass wir dort sicher sind.

Es ist ziemlich weit im Norden und im letzten Brief von Ihnen stand, dass dort noch keine Kontrollen sind. Der Brief ist allerdings auch schon drei Monate alt. Die Post kommt nur noch selten hier an. Meistens nur über Regierungswege.

Dadurch, dass mein Vater dort öfter ist haben wir Glück das wir noch hin und wieder etwas von anderen hören. Vorhin habe ich kurz durch die Tür gesehen, was ich sonst eher vermeide. Egal wo man hinschaut sind Flammen zu sehen, selbst nachts ist alles hell erleuchtet. Ich sehe es wenn es durch meine Bretter vor dem Fenster scheint. Manchmal kommt auch etwas Rauch rein. Ich werde dann meistens Wach, weil Hazel wild im Käfig rumflattert. Dann muss ich Handtücher und anderes suchen um das Fenster besser abzudichten. Überall Zünden sie Häuser an und verbrennen die Toten mitten in der Stadt. Er Friedhof ist nicht mehr besetzt und Ärzte oder Geistliche habe ich seit Monaten nicht mehr an unsere Tür klopfen hören. Früher kamen sie täglich um zu fragen, ob wir medizinische Hilfe benötigen oder ob wir einen Rat haben wollen. Doch sie merkten schnell das man die Menschen nicht retten konnte und das ein Zitat aus der Bibel einfach nicht reicht um die ganze Familie die vor seinen Augen stirbt zu rechtfertigen. Wenn das Gottes Wille sein soll, frage ich mich doch was für ein verdammter Sadist er ist.  Es sind einfach viel zu viele Tote und ständig kommen neue dazu.

Meine Eltern haben mir verboten raus zu gehen. Keiner weiß so genau was da draußen passiert, aber das möchte ich auch nicht wissen. Morgen werde ich wohl erstmal meine Sachen packen. Ich darf nur das nötigste mitnehmen. Viel besitze ich allerdings auch nicht. Wahrscheinlich wird es nur das Tagebuch sein und ein Foto von meinen Freunden, die bereits schon alle abgereist sind. Niemand ist mehr hier der mir mal was bedeutet hat. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie jemals wieder sehen werde oder ob sie überhaupt noch leben. Selbst unser Haus werde ich wohl nie wieder sehen.

 

Meine Eltern haben das Auto aufgetankt. Dafür ist unser Wasser gerade noch gut genug. Benzin und Diesel gab es schon während des Krieges nicht mehr. Amerika und die Emirate sind schon längst nicht mehr so Reich wie sie einst waren. Die Ressourcen sin schon lange aufgebraucht, aber auch das musste so kommen und auch das wussten doch alle schon lange vorher. Die Pläne für die Autos, die kein Brennstoff benötigen lagen bereits in den Schubladen. Doch wozu rausholen, solange die Leute doch noch bezahlen und die Steuern brav dazu. Wir haben seit Tagen nichts mehr gegessen oder getrunken. Alles ist verseucht. Ich soll von meiner Mutter einen Mundschutz tragen um nicht infiziert zu werden. Als ob einen as retten würde, aber ihr zu liebe tat ich es. Unser Hab und Gut was aus ein paar Kleidungsstücken und ein paar Fotos zur Erinnerung besteht, ist im Auto verstaut.
Ich habe mich nur noch von Hazel verabschiedet, ich muss ihn hier lassen. Ich habe den Käfig offen gelassen und noch eine Packung Vogelfutter darin ausgeschüttet. Mein Vater sagt, dass er wohl schon verseucht ist, da er das Futter gefressen hat und wir ihn auf gar keinen Fall mitnehmen können. Ich kann die Tränen kaum zurückhalten. Alles was ich habe sind meine Erinnerungen. Es tut so weh ihn hier zu lassen.
Meine einzige Freude.

Ich bin nun seit einem Monat das erste Mal draußen und der Gestank ist kaum auszuhalten. Selbst der Mundschutz kann das nicht verhindern dass einem schlecht wird. Obwohl es zehn Uhr morgens ist, ist es erschreckend dunkel. Der Rauch vom Feuer das nie auszugehen scheint verdunkelt alles was es im Umkreis gibt. Nirgendwo ist ein Lichtblick zu sehen.

Früher konnte ich von hier aus direkt zur Schule schauen. Das ist nicht so schrecklich, wie es klingt. Ich würde alles dafür tun, noch einmal in die Schule gehen zu können. Ganz normal mit meinen Freunden in der Pause zu sitzen und über irgendeinen süßen Typen zu reden, der gerade an unserem Tisch vorbei geht. Ich habe solchen Hunger das ich mich kaum aufrecht halten kann. Doch schlafen kann ich auch nicht. Ich habe zu viel Angst davor. Dann träume ich wieder von den schrecklichen Bildern in meinem Kopf. Ich halte mich durch das Schreiben wach um diesen Dingen zu entfliehen.
Ich halte alles in meinem Tagebuch fest, falls es irgendwann eine Welt nach dieser gibt. Es muss schließlich jemanden geben er die Wahrheit erzählt. Aus dem Fenster schaue ich nicht, denn das was ich da erwarten könnte ist mir einfach zu wider. Ich habe damals gesehen wie mein bester Freund durch die Seuche gestorben ist. Ich war bei ihm, habe seine Hand gehalten. Eine Ärztin hat mich weggerissen. Ich werde nie diese Augen vergessen mit denen er mich angesehen hat.

Dieser Ausdruck. Er hatte mir gesagt das er denkt das er sterben wir. Er hatte es gefühlt. Genau das lag in seinem Blick. Er sagte zu mir ich soll weck gehen und ihn ja nicht mehr berühren. Doch ich wollte bei ihm sein. Ich wollte ihn nicht so alleine gehen lassen. Dieser angewiderte Blick von ihm. Er fand sich selbst abstoßend. Er schrie mich an das ich ihn nicht berühren soll. Das er schlecht für mich ist.

Das er mich töten könnte. In dem Moment habe ich ihm nicht geglaubt. Wie sollte mein bester Freund mich töten können? Der Mensch er mir am nächsten stand? Bis heute vergesse ich diese Augen nicht. Keiner könnte das. Ich vermisse ihn jeden Tag. Keiner ist mehr da mit dem ich reden kann. Seit dem haben alle Ärzte und Helfer bereits das Land verlassen. Ich kann mir nur ein ungefähres Bild davon machen was mich außerhalb dieses Autos erwartet. Hin und wieder höre ich Klopfgeräusche und das Schreien von Menschen die nach Ihren Angehörigen rufen. Doch das ist nicht so Schlimm für mich.

Viel Schlimmer finde ich die Stille die darauf folgt. Dann fängt mein Gehirn wieder an fragen zu stellen. Was passiert da draußen und wie groß ist die Chance dass wir nicht die nächsten sind? Ich muss mich stark konzentrieren damit diese Bilder nicht durchkommen die meinem Gehirn diese fragen beantworten wollen. Ich darf meinen Verstand nicht arbeiten lassen und mein Herz erst recht nicht. Man verfällt langsam in einen Zustand der einem Menschen nicht mehr ähnelt. Aber das ist auch nicht schwer, wenn man halb verhungert und  fast vergiftet von der Luft ist. Ich muss mich übergeben. Lange kann ich mich nicht mehr wehren. Mein Körper fordert sein Recht zumindest seinem Grundbedürfnis nachzugehen.

Seit langer zeit falle ich endlich in einen kommaartigen Schlaf.++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


FORTSETZUNG FOLGT !!!.....

 

 

 
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